Spielen und Üben als methodisches Prinzip im Fußballtraining

Erstellt von Mag. Josef Jansky | | Jufuba | JuFuBa

Die Ausgangsbasis für das Üben, Lernen und Trainieren einer Sportart bietet deren Sportartanalyse.

Dabei ist die Spielfähigkeit, also die Fähigkeit Spielsituationen erfolgreich zu lösen, genauer gesagt auf der jeweiligen Spielposition, das übergeordnete Ziel des Fußballtrainings.

Das Spielen und dadurch das ganzheitliche, komplexe Training gewinnt immer mehr an Bedeutung.

Lange Zeit galt das isolierte Vorgehen als richtungsweisende Methodik, indem zuerst Grundtechniken isoliert geübt werden, um sie dann in Spielformen anzuwenden. Die Annahme bestand darin, dass sich das Spielverhalten additiv aus technischen, taktischen, konditionellen und psychischen Komponenten zusammensetzt. Im Gegensatz dazu wird das Spielverhalten als Ausdruck der Spielfähigkeit als zentrales Thema im Sportspiel und als „... ganzheitliches Lernelement, in dem die einzelnen technischen, taktischen, physischen und psychischen Faktoren in verschiedenen Ausprägungen, jedoch stets nur gemeinsam auftreten," angesehen. Das Spielen und Üben wird als Lehrweg akzeptiert, bei Anfängern sogar das Spielen vor dem Üben angeführt.

Mittlerweile wird auch im Konditionstraining umgedacht und Spielformen als Inhalte für das Ausdauertraining durchgeführt. Größere Spielformen, d.h. mit mehr Spielern und Spielfläche, werden für das vorwiegend aerobe Ausdauertraining und kleinere Spielformen, v.a. 4:4, 5:5 für das spezifische Ausdauertraining mit laktazider Energiebereitstellung herangezogen.
Die Erkenntnis der Bedeutung der Spielfähigkeit als zentrales Ziel des Sportspieltrainings und des Spielverhaltens als zu analysierendes Element zur Beurteilung der Spielwirksamkeit und schließlich der individuellen und kollektiven Spielleistung hält jedoch nur schwerlich Einzug in die Sportspielpraxis. Zu lange hat sich die spezielle Trainingslehre der Sportspiele von der traditionellen Trainingslehre von Individualsportarten, vorrangig der Leichtathletik, beeinflussen und dominieren lassen, von einer eigenen Identität sind wir noch weit entfernt, auch wenn es endlich sehr gute Wegweiser dazu gibt (vgl. niederländische Fußballschule). Damit einher ging und geht auch die Ausbildung von Trainern und Lehrern. Das zeigt sich auch daran, dass in der trainingswissenschaftlichen Literatur der Begriff Spielmethode sträflich vernachlässigt wurde.

Im Fußballsport ist es vor allem dem Schweizerischen Fußballverband gelungen, das Spielen in den Vordergrund seiner methodischen Überlegungen zu rücken. In der G-A-G Methode, das heißt ganzheitlich-analytisch-ganzheitlich oder Spielen-Üben-Spielen sind die Bedeutung des Spieles klar ersichtlich, indem das Geübte (technische und individual- oder gruppentaktische Elemente) im Spiel erfolgreich und situationsgerecht umgesetzt werden soll. Es ist entscheidend „ ...zur richtigen Zeit, am richtigen Ort, das Richtige mit der entsprechenden Energiedosis zu machen. Damit ist die Handlungsschnelligkeit als der wichtigste Aspekt der Schnelligkeit im Fußball gemeint.

Das Üben ist schließlich notwendig, um eine entsprechend hohe Reizsetzung, in Form von einer hohen Anzahl an Wiederholungen in vielen Variationen und unterschiedlichen Bewegungen, sprich Differenzen (Schöllhorn) durchzuführen, die zur Ausbildung einer optimalen Technik oder zur Verbesserung von taktischen Verhaltensweisen (individual- und gruppentaktisch) führen soll. Die G-A-G Methode bietet schließlich eine hervorragende Basis zur praktischen Gestaltung von Fußballlerneinheiten. Sie soll in der Folge den Leitfaden zur Planung von Übungseinheiten im Fußball bilden.

Zu allererst sind aber spielmethodische Überlegungen zur Durchführung von Spielformen anzustellen.

Folgende Vorgangsweise hat sich in der Praxis als erfolgreich erwiesen.

  1. Ziele und Schwerpunkte der Unterrichtseinheit. Welche technischen (z.B: Dribbling / Finten oder Zuspiel / Ballkontrolle), welche taktischen Ziele (z.B: Zweikampf 1:1), welche konditionellen (z.B. Spezifische Ausdauer oder Spielausdauer und psychischen Ziele (Spaß, Freude oder Siegeswille .) sollen verbessert werden?
  2. Auswahl der Spielform. Diese ist dem Leistungsniveau der Spieler in Hinblick auf Aufgabenstellung und Belastungsdosierung anzupassen. Welche Variationen gibt es zu dieser Spielform, um ihren Schwierigkeitsgrad gegebenenfalls zu erleichtern bzw. zu erschweren (z.B. Tor nur direkt möglich oder beliebige Ballkontakte oder Spiel ohne Abseits)? Welche Basisaufgaben sollen die Spieler/innen in der Defensive und Offensive erfüllen, welche Coachingpunkte gibt es? Darunter verstehen wir Beobachtungssequenzen, die für eine erfolgreiche Durchführung der Spielform erfüllt werden sollen. Weiters ist die Festlegung der Regeln von großer Bedeutung, denn sie haben großen Einfluss auf die Durchführung (z.B. Torwertung - nur direktes Tor oder Tor gilt nur, wenn der Ball durch das Tor gedribbelt wird). Dazu erforderlich ist natürlich, dass die Trainer/innen und Lehrer/innen eine große Übungssammlung an Spielformen mit sämtlichen Variationsmöglichkeiten kennen.
  3. Bestimmung der Größe des Spielfeldes. Bei größerem Spielfeld haben die Spieler mehr Zeit und Raum für ihre Handlungen. Dies ist gerade bei Anfängern notwendig. Auswahl der Anzahl der Spieler. Die kleinste Spielform, die alle Aspekte eines Spieles beinhaltet ist das 4:4. Die Spieler kommen oft in Ballbesitz, sind in viele Zweikämpfe verwickelt und kommen oft zu Torschussmöglichkeiten, was die Motivation steigert. Auswahl der Mannschaftsstärken (Gleichzahl, Überzahl-Unterzahl). Dadurch kann bei leistungsheterogenen Gruppen ein Ausgleich der Spielstärke erreicht werden, indem bspw. fünf schwächere Spieler/innen gegen vier leistungsstärkere Spieler/innen spielen.
  4. Planung der Belastung oder die Frage der (äußeren) Belastungsdosierung. Diese ist stark abhängig vom Leistungsniveau und von Punkt 3., also Spielfeldgröße und Anzahl der Spieler. Außerdem wird die Belastung gesteuert durch die Parameter Dauer (Zeit), Intensität (Lauf- und Spieltempo), Umfang (Wiederholungen der Spielsequenzen) und Länge und Gestaltung (aktive oder passive Erholung) der Pausen.
  5. Bereitstellung der Materialien, die zur Durchführung notwendig sind (Hütchen, Leibchen, Stangen, Tore .).

Dem Spielen ist ein Einstimmen oder Aufwärmen vorgeschaltet. Dieses soll mit Ball stattfinden und neben dem Erwärmen der Muskulatur und des Herz-Kreislauf-Systems auch zur Schulung der Koordination und mentalen und kognitiven Vorbereitung dienen.

Damit gemeint sind spielspezifische Abläufe, wie Zuspielübungen mit Farben, gelb spielt weiß an und umgekehrt, oder Fangspiele mit Bällen.

Nach dem Spielen folgt das Üben. Dies soll sehr variantenreich und mit vielen unterschiedlichen Bewegungen (Differenzen) stattfinden. Es soll weniger an einem Technikleitbild orientiert und mit vielen Korrekturen verbunden sein, sondern durch die Vielfalt an Übungsdifferenzen dazu führen, dass sich die Spieler/Innen selbst ihre individuell beste Technik finden. Der Vorteil dieses Differenziellen Lernens (Schöllhorn) ist auch der, dass die Motivation steigt, weil durch die Übungsvielfalt auch bei leistungsheterogenen Gruppen mehr Spieler „getroffen werden". Danach wird wieder gespielt, zuerst noch mit Vorgaben, abhängig vom Alter und letztendlich frei, d.h. ohne Interventionen des Trainers, der Trainerin, um die kreative Anwendung des Erlernten zu ermöglichen.

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Mag. Josef Jansky